Mehr Freizeit wird zum Innovationsmotor

Interview mit Bruno Giussani im Tages-Anzeiger.

Der Direktor der Innovationskonferenz TED sagt, die Digitalisierung verschärfe die Ungleichheit. Eine Lösung sei das bedingungslose Grundeinkommen. Es kann also ganz gut sein, dass das bedingungslose Grundeinkommen in gar nicht allzu langer Zeit aus ganz pragmatischen Gründen eingeführt werden wird:

«Mehr Freizeit wird zum Innovationsmotor»

 

Bruno Giussani bringt das bedingungslose Grundeinkommen ins Spiel:

Tages-Anzeiger: Aber wie verhindern wir, dass im Maschinenzeitalter Millionen von Arbeitnehmern wegrationalisiert werden und kein oder zu wenig Einkommen mehr haben?
Bruno Giussani: Indem wir versuchen, sie als aktive Marktteilnehmer zu behalten. Da werden radikale Ideen wie das bedingungslose Grundeinkommen aktuell: Wir müssen den Leuten einen Lohn zahlen, damit sie überleben, aber auch, um die Marktwirtschaft am Laufen zu halten. Jemand muss die Produkte ja kaufen, welche die intelligenten Maschinen herstellen. Wenn die Leute ein solches Einkommen haben, werden einige trotzdem weiterarbeiten, andere werden zufrieden oder frustriert auf der faulen Haut liegen, und die Dritten wären entspannt genug, einer Leidenschaft zu folgen, etwas Nützliches erfinden. Mehr Freizeit wird zum Innovationsmotor sozusagen.

Comments

  1. Das Argument, dass das Grundeinkommen trotz seiner Vernünftigkeit nicht eingeführt wird, weil Arbeitende aus Neid den Nicht-Arbeitenden ihr Recht auf Überleben nicht zugestehen werden, ginge nur auf, wenn das Grundeinkommen auf ewig bloss eine Option bliebe. Die wird es aber nicht bleiben…

    Genauso wie es Herr Giussani andeutet, wird das gegenwärtige System die Leute nicht ewig zufrieden halten können. Leute, die aus der Lohnarbeit fallen, “wegrationalisiert” werden, werden immer mehr werden. Entweder weil diese Stellen verlagert, aus Effizienzgründen abgeschafft oder durch Software ersetzt wurden. Wenn die Leute erst einmal vor dem Nichts stehen und erkennen, dass das bisherige System in die Sackgasse führt, kann der Neid nicht das letzte Wort haben. Sie werden erkannt haben, dass selten bloss Faulheit in die Arbeitslosigkeit führt, sondern das Pech in einem ungerechten System zu leben. Sie werden nach einer radikalen Lösung verlangen. Wenn immer mehr in die Armutsfalle tappen, werden die Stimmen für ein BGE immer lauter werden.
    Spieltheoretische Dilemmas, die zum immer gleichen Ergebnis führen, beruhen auf starren Bedingungen. Wenn die Bedingungen sich verändern, kann das alles ändern…

  2. Guten Tag

    Schön wäre es schon ein Grundeinkommen zu besitzen. Man müsste dann nicht aufstehen und könnte seelenruhig bis in den Mittag hinein im Bett liegen bleiben, jeden Tag.

    Leider ist es so, dass ich zur Arbeit angetrieben werde, von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Diesem Druck kann ich mich nicht entziehen. Ich würde es ungefähr so postulieren: “Grundeinkommen – JA, aber dann sollen die anderen erst einmal aufhören mit ihrem Druck”. Denn solange ich kein Grundeinkommen habe, werde ich es auch niemandem anderen zugestehen. Das ganze funktioniert ungefähr so, wie die Abschaffung der Schweizer Armee: Wenn alle Staaten, nachweislich, alle ihre Waffenbestände gleichzeitig auf Null zurückschrauben, dann sollte dies auch die Schweiz tun. Wenn es aber auch nur einen Schurkenstaat gibt, der noch Restbestände von Waffen aufbewahrt, dann kann dieser Staat dann die ganze Welt übernehmen, inklusive dem Territorium der Schweiz. Es gibt also ein sogennantes Nash-Gleichgewicht, dass darauf hinweist NICHT abzurüsten, auch wenn andere beteuern dies zu tun.

    Aus diesem spieltheoretischen Dilemma ist eigentlich nicht herauszukommen, denn es gibt nicht unendliche viele Spielphasen, noch einen externen Spieler, der die Sanktionen mit Gewalt durchsetzen kann. Fakt ist und bleibt also, dass das BGE genau so, wie die vollständige Abrüstung für rationale Spieler nicht erreichbar sind. Es ist immer besser abzuweichen, und den anderen zu verpetzen (Prisoner’s Dilemma).

    Auch wenn eine rosarote Welt ohne Waffen und im Paradies der Bedinungslosigkeit wünschenswert wären, sind sie leider nicht erreichbar in der Realität und stellen Wunschträume bzw. Utopien dar.

    • Ihr Vergleich hinkt, auch besteht keinerlei Zusammenhang zwischen BGE und der Schweizer Armee. Schade, dass Sie die Notwendigkeit des BGE so trivial pauschalisieren. Bitte, geben Sie der BGE eine berechtigte Chance um in den Köpfen der Menschen zu gedeihen.

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