Da capo: im Gespräch




Als im Herbst 2009 an verschiedenen Universitäten weltweit die Studenten auf die Barrikaden gingen, hing im Ausgangspunkt der Revolte, in der Universität zu Wien, ein Transparent mit dem Satz: “Was würden Sie arbeiten, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre?” Den Satz pflegt Daniel Häni schon lange sich und anderen als Frage zu stellen. Nun war er Auslöser für Michael Kerbler, Daniel Häni im Rahmen der GLOBArt Academy in Wien zum Radiointerview zu bitten.

Hier ist es zu hören: Da capo: im Gespräch

Und es gab noch einen aktuellen Anlass: in Österreich wird ab September 2010 die Mindestsicherung eingeführt. Kein alleinstehender Erwachsener soll unter ein Gesamteinkommen von 744 Euro rutschen. Für Kinder beträgt die Mindestsicherung 134 Euro. Davon muss alles bezahlt werden. Nur die obligatorische Krankenversicherung wird noch oben drauf spendiert. Voraussetzung: bedingungslose Jobwilligkeit. Von 744 Euro kann keiner lange leben. Soll er oder sie auch nicht.
Bedingungslose 1500 Euro für jeden als Grundeinkommen, das klingt schon anders.
“Aber”, fragt Michael Kerbler, “warum, Lieber Herr Häni, frage ich mich, soll ich noch arbeiten, wenn ich 1500 Euro Grundeinkommen habe?”
“Und? Was ist Ihre Antwort?” erwidert Herr Häni. “Ich kann die Frage nicht für Sie beantworten. Ich möchte, dass jeder sie sich selbst beantwortet.”
Dumm findet Herr Häni es, wenn man den Leuten nur maximal 744 Euro zugesteht, so dass sie ständig das Geld im Kopf haben müssen, in ihrer Aktivität behindert sind, Junk-Produkte kaufen müssen, kein Geld da ist für qualitativen Konsum. Denn: produziert werden kann genug.

Das Grundeinkommen, gesteht Herr Kerbler, sei für das Gedankengebäude der Mindestsicherung ein Brecheisen. Das Grundeinkommen, sagt Häni, fordert auf, den Begriff der Arbeit wieder freizuschaufeln – was auch schon Arbeit sei. Arbeit, die nicht unbedingt mit Lohn gekoppelt ist. “Wir müssten eine Kultur neu erfinden, wo es um Sinnmaximierung geht.”
Was sich mit dem Grundeinkommen in den Unternehmen ändern würde, erklärt der Unternehmer Häni, wie sich die Altersvorsorge entspannen würde und damit auch die Geldanlage in Fonds, die zu Finanzkrisen führen.
Und die Finanzierung des Grundeinkommens? Die Konsumsteuer? Umverteilung? Die Reichen, die Armen? Seit 100 Jahren, sagt Daniel Häni, versuche man eine Gerechtigkeit herzustellen durch progressive Ertragsbesteuerung. Doch die Schere zwischen Reich und Arm gehe immer weiter auf. Zudem sei es eine Illusion zu meinen, Unternehmen zahlten Steuern, Angestellte und Selbständige zahlten Steuern. Alle Steuern sind in die Preise eingerechnet. Daher kommt das Geld. Schon heute trägt alle Steuer immer der Konsument.
Letzte Frage: ” Worauf, Herr Häni, kommt es im Leben wirklich an?”
D. Häni: “Dass man tut, was man wirklich will.”

Comments

  1. Vorige Woche habe ich Herrn Häni in einer Diskussionsrunde auf Servus-TV gesehen. Es ist nicht viel, nur (m)eine Stimme für die Idee des Herrn Häni, die ich dazu abgeben kann, aber unbedingt möchte ich zumindest diesen Beitrag leisten. Die Vorstellung, dass Menschen endlich wieder aus Leidenschaft einer Tätigkeit nachgehen und ein leidenschaftliches Leben führen – und nicht ihren Beruf und ihr Leben nach dem Gedanken planen: “Wo verdiene ich am meisten? – Das werde ich!” – diese Vorstellung ist eine wunderbare Vision, der man sich als Mensch nur anschließen kann. Welche Kultur, welche Interessen, welche Gesellschaft sich da bilden würde.. das ist momentan mit wenigen Gedanken gar nicht erfassbar.

    Da wir so geprägt sind von dem vorherrschendem System, denkt man, das Tolle wären die 1.600, – Euro oder nichts tun zu müssen.

    Durch das vorherrschende System wirkt das sogar sehr verlockend, wenn man in der Mitte seines Lebens und in einem Job ist, der keinen Sinn macht und den man hasst.

    Doch dieser Zustand wäre ja nach einiger Zeit der Umstellung nicht gegeben. Durch den Einfluss des vorherrschenden Symstems ist es uns nurmehr schwer vorstellbar geworden, wie es wäre, würden alle etwas Sinnvolles tun, mit Leidenschaft.

    Vielmehr sind wir heute umzingelt von Zombies, von Depression und Burnout, geschaffen durch das vorherrschende System, in dem wir keinen Sinn in dem sehen, was wir tun.

    Wertschätzung, Ankerkennung, Lob… uralte, im vorherrschenden System verlorengegangenes Labsal für die menschliche Seele – was würde da alles erwachen?

    Menschen würden studieren aus Wissensdurst, aus Faszination zu einer Materie.

    Und nicht ganz zuletzt die Vorstellung, dass Eltern bei ihrem Nachwuchs bleiben können, solange sie es für nötig und gut empfinden.

    Das Schwarzmalen, die Frage, wer dann die “einfacheren” Arbeiten machen würde, stellen sich die falchen Leute. Hoch gebildete Menschen sagen: “Würden Sie Kassierin sein wollen im Supermarkt? ICH NICHT!”

    Verständlich, als Akademiker. Aber wir Menschen bestehen nicht nur aus Akademiker und Lob, Respekt und Anerkennung steht nicht der Intelligenz zu, sondern Fleiß, Tüchtigkeit, Anstand, an einem Eck mitzuwirken, seinen Beitrag verlässlich leisten..

    Und der Liebe Gott hat den einen Menschen die Gabe eines großen Lernvermögens, den anderen Menschen die Gabe “goldener Hände” gegeben. Wichtig, geehrt und gewürdigt sollte werden, was man mit seinen Gaben tut!

    Und es gibt Menschen, für die ist die Verantwortung an der Kassa, aber auch der unmittelbare Kontakt zu seinen Mitmenschen ein toller Job.

    Mich z.B. interessiert enorm Astrophysik. Ich würde mich ungemein gerne an der Forschung im Weltall beteiligen. Ich habe das nicht studiert und mein einziger Beitrag, den ich heute dazu leisten könnte wäre vielleicht, bloß den Treibstoff für die Rakete zu bestellen. Aber auch das muss wer machen, wenn man an einer großen Idee mitwirkt und ich wäre stolz, zu den Verwirklichern dieser Idee zu gehören und getan zu haben, was ich konnte und wenn das ganz unbedeutend erschiene, aber auch nötig ist, um eine großartige Idee umzusetzen.

    Nachdem wir nun so eine irr lange Zeit ein System gelebt haben, in dem das System über dem Menschen steht und den Menschen versklavt, wäre es ein Übergang in eine neue Entwicklungsstufe des Menschen, würde es endlich mal um den Menschen gehen und würden seine Leidenschaften und Individualität gefördert und gestärkt.

    Unlängst hatten wir Wahlen in Österreich. Eine neue Partei machte einen Quantensprung, nun will sie regieren. Die Partei hat kein Konzept, sie wurde von Politikverdrossenen gewählt. Da dachte ich mir, als ich die Diskussion mit Herrn Häni im Fernsehen sah, würde sich so eine neue Partei für ein völlig neues System, für die Idee des Herrn Häni einsetzen, müsste die vorherrschenden Großparteien wirklich zittern.

    Meine größte Sorge ist die Zukunft meiner Kinder. Schau ich mich um, bin ich in nächster Nähe von umzingelt von depressiven Menschen. Ich selbst sehe in so Vielem, was rund um mich getan wird, keinen Sinn. Wie soll ich das meinen Kindern schmackhaft machen, ohne sie zu belügen?

    Immer, wenn man alles hatte, wurde es mit Muss ruiniert. Der Faktor “Wirtschafts-Wachstum” erfordert es irgendwann, dass alles zerstört werden muss, damit endlich wieder ein echter Bedarf, ein echtes Wachstum gegeben ist.

    Dann findet man sich immer einen Grund für einen Krieg. Hauptsache, alles ist kaputt und das System, in dem wir leben, kann wieder ganz von vorne beginnen. Einige Generationen wird dann wie wild aufgebaut, aber dann kommt das Wachstum wieder ins Stocken, bis es nicht mehr geht.

    Und wenn es nicht mehr geht, fand sich immer noch ein Grund, um Krieg zu führen, Hauptsache, alles ist zerstört und man hat resetet und kann wieder bei null beginnen.

    Und dann geht das wieder los, bis man alles hat.
    Dann macht man wieder alles kaputt.

    Lieber Gott! Was ist das für ein System? Was ist das für ein Lebenssinn? Welche Menschenfreiheit hat man, wenn man in diesem System geboren wird und keine Chance hat, anders dazu zu gehören, als als Hamster in einem Rad.

    Wir brauchen schon längst ein System, in dem der Mensch in der Mitte steht, wie in dem Modell des Herrn Häni.

    Ich für mich kann das nur unterstützen!

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