Adieu, Jobs! Willkommen, Maschine!

Der Journalist Patrick Spät analysiert bei ZEIT ONLINE die Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt von heute und morgen. Was heißt es, dass immer mehr Jobs von Maschinen übernommen werden? Und was heißt das für die Einkommen, die an Arbeit gebunden sind? Auf diese Grundeinkommensfrage fehlt dem Autor leider die Antwort: das Grundeinkommen! 

Adieu, Jobs! Willkommen, Maschine!

 

Ausschnitte:

“Computer und Roboter ersetzen am laufenden Band Jobs. Eine Studie der Universität Oxford kommt zu dem Schluss, dass bis 2030 rund 47 Prozent aller Arbeitsplätze in den USA der Automatisierung zum Opfer fallen könnten.”

“Schon jetzt sind über eine Milliarde Menschen weltweit unterbeschäftigt oder ganz erwerbslos, Tendenz steigend. Durch die Digitale Revolution wird schon bald die billigste menschliche Arbeitskraft teurer sein als eine Maschine.”

“Wir befinden uns in einer Dauerfinanzkrise. Schon in den achtziger Jahren musste das Kapital in Hedgefonds investieren, um abstrakte Profite zu erwirtschaften. Denn in der Realwirtschaft lassen sich immer weniger Profite machen. In den sechziger Jahren etwa entfielen rund 15 Prozent der inländischen Gewinne in den USA auf den Finanzsektor, aber 50 Prozent in der Produktion. 2005 war das Verhältnis fast umgekehrt. Damals kassierte der Finanzsektor fast 40 Prozent der Gewinne, der Produktionssektor aber weniger als 15 Prozent. Dieses jobless growth zeigt, dass der Kapitalismus kaum noch Jobs abwirft.”

“Wir sind benebelt vom Arbeits- und Wachstumsfetisch. Das zeigt sich auch daran, dass Menschen, die ihren Job verlieren, oft zuallererst die Schuld bei sich selbst suchen. Arbeitslosigkeit wird häufig als individuelles Versagen angesehen. Nicht als Fehler im System.”

 

 

 

Buchhinweis:
Patrick Spät
“Und was machst du so?”
Rotpunktverlag, Zürich 2014

rotpunkt

 

 

Comments

  1. Guten Tag

    Schauen wir uns mal die Behauptung an, dass die Maschinen uns die Arbeit wegnehmen:
    In der Geschichte der Technik und der Menschheit war es immer so, dass die Technik ein Komplement war zur menschlichen Arbeit, kein Substitut. Durch die Erneuerungen ist es zu Verschiebungen zwischen Branchen gekommen: in manchen wurde abgebaut, in anderen dafür wieder neue Arbeitsplätze geschaffen. Daraus jetzt die Konsequenz zu ziehen, dass es in der Zukunft anders sein wird entbehrt deshalb jeglicher empirischer Grundlage. Was soll in der Zukunft anders sein, als es bis jetzt war? Künstliche Intelligenz? Wenn Androide wirklich mal so intelligent sein werden wie Menschen, dann werden sie auch in Jobs kommen und vor allem die Notwendigkeit des Arbeitens einsehen, wenn es nicht gerade weltfremde Spinner à la Anthroposophen sein werden.

    Die Maschinen nehmen uns manche Arbeit ab, wenn es repetitive Arbeit ist, und die Maschinen nicht teurer sind als menschliche Arbeitskraft. Jetzt aber das Ende der Beschäftigungsverhältnisse zu postulieren und nach dem Staat zu schreien, scheint mehr als verfehlt. Leistung gibt es immer nur noch gegen Gegenleistung: dieses ökonomische Prinzip wird nicht ausgehebelt.

    Noch etwas zur Normativität der Realität: Es ist gut so, dass die Erwerbsarbeit nicht verschwindet. Der Marktmechanismus der Arbeit gegen Geld austauscht ist zutiefst moralisch. Alle anderen Mechanismen beruhen auf Gewalt und Zwang. In der Sowjetunion gab es so etwas wie ein Grundeinkommen: Man hat es versucht. Was dabei herausgekommen ist, weiss man ja. Es ist wirklich nicht an der Zeit die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen und dieselben Fehler immer und immer wieder zu machen.

    • Es mag sein, dass wieder neue Jobs entstehen, aber die Geschwindigkeit in der heute bestehende Jobs von Maschinen abgelöst werden sollten, ist höher als bei vorhergehenden technischen Neuerungen, Zitat:

      “Es gibt bei dieser gerade stattfindenden Umwälzung einen gewaltigen Unterschied zu vorhergehenden technischen Revolutionen: die Geschwindigkeit, mit der die Welle herannaht. Während die Mechanisierung der Landwirtschaft sich über viele Jahrzehnte hinzog und auch die Automatisierung in der industriellen Fertigung bisher eher im Zeitraum von Jahren und Jahrzehnten voranschreitet, gibt es für die Automatisierung geistiger Tätigkeiten keine Hindernisse für eine umsturzartige Veränderung.”

      (Frank Rieger in der FAZ, Link zum annotierten Artikel: http://annotary.com/bookmarks/318514/automatisierungsdividende-fur-alle-roboter-mussen-unsere-rente-sichern )

      Die neuen Jobs, die entstehen, sollten sich immer weniger auf Grundbedürfnisse beziehen. Das ist bereits heute sichtbar, da es längst nicht mehr nur 2-3 Brotsorten oder Automarken gibt. Es ist deutlich, dass tatsächlich ein Bruchteil der Arbeitskraft von noch vor 100 Jahren ausreicht, um die selbe Menge Nahrungsmittel zu produzieren.

      Der einzig sinnvolle Schluss daraus ist in meinen Augen, dass die Rationalisierung uns neue, freier gewählte Tätigkeiten ermöglicht.

      Sie setzen bei Ihrer Argumentation implizit voraus, dass Menschen mit Grundeinkommen nichts mehr leisten. Sie beziehen sich auf den Sozialismus etwa in der Sowjetunion, der in der Tat mit weniger Leistung einherging.

      Was aber dabei ausser Acht bleibt ist, dass die Menschen im damaligen Sozialismus keine Freiheit hatten. Weder Gedankenfreiheit noch Unternehmerische Freiheit. Das ist der grosse Unterschied zum Grundeinkommen, dass wir dort das finden oder entwickeln können, wozu wir eigenen Antrieb und die besten Fähigkeiten und Ideen haben. Und verhungern werden wir dabei nicht, siehe oben.

  2. Hallo, die Überlegung ist vollkommen richtig. Die weitgehende Automatisierung der industrieellen Produktion wird Massenbeschäftigung und eine entsprechende Kopplung zwischen Arbeit und Einkommen zu einer Utopie des Neoliberalismus machen. Mit Blick auf die weltweiten Massenwanderungen, auf die Menschen, die in ihrer heimat schon längst keine Arbeit mehr finden, weil ihre Arbeit heute durch die industrielle Massenproduktion in den Industriestaaten geleistet wird, sind die neoliberalen Vorstellungen schon längst ein Utopie.

    Zu empfehlen ist die Internetseite: 5-Stunden-Woche.de, die aufschlüsselt, für welchen Zweck heute noch Arbeit verrichtet wird und die zu dem Ergebnis gelangt, dass von den heute durchschnittlich aufgewandten 40 Stunden pro Woche unter güterwirtschaftlichen Gesichtspunkten nur 5 Stunden notwendig sind. Beschrieben wird auch, welche namhaften Ökonomen (Jeremy Rifkin, Oswald von Nell-Breuning, Ande Gorz, …) auch zu ähnlichen ergebnissen gelangten.

  3. Die Frage ist auch – was für Werte/ mit was indentifizieren wir uns dann, wenn meine Lohnarbeit überflüssig ist. Gesellschaftliche Werte?!

    • Die Frage ist eher, müssen wir uns dann überhaupt noch mit irgendwas identifizieren? Nein, “identifizieren” ist hier das falsche Wort. Es müsste eher “quantifizieren” heißen. Wonach quantifizieren wir uns dann? Vielleicht danach, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen?

      Wir haben uns über Jahrhunderte einen Habitus zugelegt, der uns unsere Mitmenschen nur nach ihrem monetär bezifferbaren äußeren Erscheinungsbild beurteilen lässt.

      Vielleicht sollten wir diese Gewohnheit zusammen mit dem reinen Profitstreben in den Orkus geben und uns darauf besinnen, dass wir – und vor allem: andere! – doch so verdammt viel mehr sind als nur die Zahl auf unserer Lohnabrechnung.

    • Die Frage nach den Werten ist enorm wichtig. Wie gehen wir als Konsumenten oder Unternehmer mit den Ressourcen dieser Welt um? Bereits heute leben wir auf Kosten der nächsten Generationen. Es ist wichtig, dass jene Unternehmen, welche einen grösseren Beitrag zum Gemeinwohl leisten eher unterstützt werden. Infos auch unter: http://www.ecogood.org. Die Gemeinwohl-Bilanz könnte beim “bedingungslosen” Grundeinkommen eine wichtige, zukunftsweisende Rolle spielen. Es geht um Erkenntnisse und Bewusstseinswandel und die Anwendung im Alltag. 🙂
      Denn im System des Kapitalismus ist jede Branche sogar das Gesundheitswesen auf einseitige Geldbeschaffung fokussiert.

  4. Die Antwort ist doch wirklich nicht schwer. Auf der Welt sind genügend Finanzmittel und Ressourcen für alle da, sie bräuchten nur in eine teilende Versorgungskultur eingesetzt werden und niemand mehr müsste Not leiden. Um das zu erreichen genügen demokratische Entscheidungsprozesse und ein bedibgungsloses Grundeinkommen weltweit. Anschubfinanzierung leisten die Billiarden weltweit gehorteten Reichtums in der Hand der reichsten 5% der Weltbevölkerung. Und die würden daran nicht einmal verarmen, smile.

    • …doch die Antwort ist so “einfach”, allerdings sind wir eben im ständigen Entwicklungsprozess und können immer nur den nächsten Schritt denken und gehen.
      Für jede “Erfindung” gab es die Antreiber und die Bremser.

    • Ronald, Sie haben recht auch mit einem BGE gäbe es noch armut und andere Probleme, aber die Probleme wären geringer. Um ein BGE einzuführen müssen wir einen Prozess anstossen…. oder vielleicht stösst eine neue Technik diesen an.

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