>Arbeiten – aber anders
Gestern kamen wieder viele Menschen ins Unternehmen Mitte zu der Veranstaltung „Arbeiten – aber anders“ der Initiative Grundeinkommen.
Dieses Mal waren alle Gäste Teilnehmer und gefragt, was sich für sie ändern würde, was sie mehr oder weniger tun würden, wenn es ein Grundeinkommen für alle gäbe.
Es zeigte sich ein reiches Potential an bereits praktizierten Wegen, denen aber mit einem Grundeinkommen Fesseln abgenommen würden. Es zeigte sich, wie schön Gesellschaft sein kann, wenn man gegenseitig von den Intentionen der Anderen erfährt, die mit einem Grundeinkommen erst recht zum Zuge kämen. Es gibt so viele Berufe, wie es Menschen gibt. Das macht die Gemeinschaft reich.
Von der Geigenlehrerin zur Putzfrau – als kulturelle Steigerung? Das gibt es real. „Mit einem Grundeinkommen könnte ich mir leisten, ganz Putzfrau zu sein.“
Ja, unsere Vorstellung vom Menschen, dem Zwang angetan werden muss, damit er etwas Vernünftiges macht, ist verkrüppelt und schafft Behinderungen.
Da war die Schauspielerin, die im Theaterspiel etwas Soziales suchte, die lieber Kranken vorlesen würde als an Stiftungen Antragsformulare auszufüllen oder sich im eitlen Karrieredruck der Theaterwelt auf die Bühne zu stellen.
Massgeblich war für viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass alle, nicht nur sie selbst, ein Grundeinkommen erhalten. „Was ich will, das kann ich nicht alleine.“ Austausch, Zusammenarbeit, Ansprechbarkeit, Zuhören und Erzählen, Erfahrungen weiter geben und sensibilisieren für all die Kunst, die uns umgibt, die wir aber nicht wahrnehmen. Grundeinkommen bringt Kulturen zusammen, vermittelt die Generationen. Es lässt Zeit für Ideen, die sich entwickeln und weitergehen bis in Unternehmensgründungen aus der Kunst und Kultur heraus.
Für niemanden würde sich das Leben komplett ändern, aber für viele ergäbe das Grundeinkommen ein entlastendes Mehr an Entscheidungsfreiheit dafür, wie Arbeit für Geld – die durchaus auch Freude macht – und noch unbezahlte oder nicht bezahlbare Arbeit in ihrem Leben im Verhältnis stehen. Wenn das Grundeinkommen von Betrieben und Auftraggebern in den Honoraren und Einkommen eingerechnet wird, sinkt die Wertschätzung von Arbeit durch Geld. Aber die viele Arbeit, die heute gar keine Wertschätzung durch Geld erfährt, würde aufgewertet. Ein Teilnehmer wies darauf hin, dass auch heute die Arbeit am wenigsten bezahlt wird. Materialien, ja, aber Arbeit? Nein.
Bezahlung ist auch Wertschätzung. Und Geld schafft Bewusstsein. Es würde sich eine neue, kulturvollere Ebene auch des Marktes und der Bezahlung ergeben.
Das Planspiel zum Grundeinkommen fand in vier Arbeitsgruppen statt unter den Schwerpunkten: „Kunst und Kultur“ (aus dem der obige Blick stammt), „Wirtschaft und Arbeit“, „Soziales“, „Bildung“. Moderiert wurden die Gruppen von Enno Schmidt, Alfred Meister, Oliver Kessler und Christa Seiler. Die Filmemacherin Irma Birchler nahm das Geschehen auf.
(Photos: Stefan Pangritz, wenn sie auf das Bild klicken, erhalten sie eine vergrösserte Wiedergabe)