>Mehrwertsteuer – von theoretischer Schönheit

>Die Brühlschen Terrassen am Elbufer Dresdens sind bekannt.
Heinrich Graf Brühl, der sie anlegen ließ, gilt auch als Erfinder der Mehrwertsteuer. Um seinem Kurfürsten August die Kassen zu füllen, führte er als sächsischer Staatsminister 1754 die Generalkonsumakzise ein. Auf jeden Einkauf von Waren im Land wurde von nun an eine Abgabe erhoben. Eine Verbrauchssteuer.
Zum Dank für die sprudelnde Geldquelle vermachte der Kurfürst ihm Teile der alten Wallanlagen an der Elbe, die Graf von Brühl in einen terrassenförmigen Lustgarten umwandeln ließ.
Vom Lustgarten ist nichts mehr zu sehen, aber auf der gebliebenen Terrasse tummeln sich die Gäste aus aller Welt.



“Die Mehrwertsteuer schafft es, Dönerbuden und Großkonzerne gleich zu behandeln”, so Stefan Bach, Steuerexperte am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Ökonomen sehen in ihr ein Modell von nahezu unvergleichlicher theoretischer Schönheit.
Heute ist sie Bedingung für den EU-Beitritt eines Landes. In den USA gibt es sie als Einzelhandelssteuer. Auch China bestreitet mit ihr einen Teil des Haushaltes.
Sie ist leicht zu erheben und verzerrt den Wettbewerb kaum, denn sie kommt auf alle Preise zum gleichen Prozentsatz. Man kann vor ihr nicht weglaufen, denn sie wird erhoben am Ort des Kaufes. Sie belastet nicht Mühen und Leistung auf dem Wege der Erzeugung von Waren und Diensten, sondern tritt erst da auf, wo etwas fertig vollbracht und vom Konsumenten wirklich gekauft wird.
Wert und mehr Wert entstehen durch Arbeit.
Auf den Zwischenstufen der Wertschöpfung verursacht die Mehrwertsteuer keine Mehrkosten, sondern wird als bloßer Rechnungsposten weitergereicht. Erst wenn das Produkt fertig ist, bezahlt der Verbraucher neben dem Preis auch einen Mehrwertanteil an die Gemeinschaft, die durch ihre Leistungen diesen Mehrwert mit möglich gemacht hat.

Kompliziert wird es, wenn Lobbyisten unterschiedliche Mehrwertprozente für bestimmte Branchen, Produkt- und Dienstleistungsarten durchsetzen.
Eine Progressivität wie bei der Einkommenssteuer passt schlecht zur Konsumsteuer. Ungerecht ist sie deshalb nicht.
“Einkommenssteuern bestrafen immer auch diejenigen, die schaffen. Konsumsteuern dagegen treffen auch diejenigen, die nicht schaffen, aber prassen.”, sagt Heinz Grossekettler, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates des deutschen Bundesfinanzministeriums.

Angenommen, alle Steuern würden in der Konsumsteuer zusammengefasst – dann gäbe es keinen Steuerfreibetrag mehr. Der ist doch aber sinnvoll. Die pure Existenz plus etwas Spielraum darüber hinaus muss sicher sein, bevor an die Allgemeinheit abgegeben werden kann.
Der Steuerfreibetrag der Konsumsteuer ist das bedingungslose Grundeinkommen.
Das bedingungslose Grundeinkommen ist Logik und von nahezu unvergleichlicher praktischer Schönheit.

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