Grundeinkommen und Leistungsgerechtigkeit

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Giordano Bruno vor der Inquisitionskommision

 

Ein Artikel von Adriano Mannino bei der Gioradno Bruno Stiftung nimmt das Grundeinkommen anhand des Gegenargumentes der Leistungsgerechtigkeit unter die Lupe:

Das stärkste Argument für das bedingungsloses Grundeinkommen

 

Auschnitt:

“Leistungsgerechtigkeit meint die These, wonach es ohne Leistung keine Gegenleistung geben soll. Unter der empirischen Annahme aber, dass die meisten BGE-EmpfängerInnen weiterhin gesellschaftlich relevante Leistungen erbringen würden – unter Umständen auch relevantere, denn BIP-steigernde Leistungen sind nicht die einzig relevanten und können auch schädlich sein –, büsst das Argument an Kraft ein. Aktuell ist es ja so, dass ein beträchtlicher Teil der gesellschaftlich relevanten Arbeit vom BIP nicht erfasst, also ökonomisch nicht abgegolten wird – Reproduktionsarbeit, Bildungsarbeit, Kulturarbeit, politische Arbeit, soziale Arbeiten. Das BGE liefert eine ökonomische Anerkennung bzw. Gegenleistung zu diesen wichtigen Leistungen.”

 

 

 

Comments

  1. Ich finde es sehr gut, das man aus dem Recht auf Leben (vgl. auch die vielen Abtreibungsgegner) ein Recht auf menschenwürdigeres Leben gestalten will und Wege sucht dies vom reinen Überleben(skampf) hin zu qualitativem Leben zu verwirklichen.
    Dies nicht nur durch Spenden ans Ausland für Katastrophen, Flüchtlinge, etc. denen man ein Weiterleben ermöglichen will, sondern auch in der Region in welcher man selbst lebt und deren Vorzüge man tagtäglich geniesst und viele beneiden uns um die Sicherheit und Freiheit in unserem Land.
    Wieso tut sich der Mensch so schwer seinem Nachbarn das zu gönnen, das er ganz anderen Völkern weit weg auch gönnt? Wieso ist es einfacher Geld im Ausland zu investieren und für sich “arbeiten” zu lassen, als im Inland an der Erhaltung/Verbesserung des von den eigenen Vorfahren unter Mühen und Leiden erschaffenen Wohlstands mitzuwirken? Und dieses Phänomen sieht man weltweit.
    Die Qualität des Lebens setzt sich aus vielem zusammen, nicht nur aus materiellen Gütern. Nichts desto trotz ist ein einmal erreichter materieller Standard schwer wieder zurücknehmbar. Dies schon weil man Verbindlichkeiten (Miete, Leasing, Versicherungen, etc.) hat, welche gewisse Grundkosten verursachen. Deshalb ist es wichtig, dass es weiterhin eine der neuen Situation angepasste AHV/ALV und ggf. eine freiwillige IV (mit definierten Bezugsgütern, z. B. mit Ein mal pro x Jahre kann ein behindertengerechter Autoumbau finanziert werden) auf das durch Erwerbsarbeit erhaltene Geld gibt.
    Die Ausführungen zeigen auch, dass die Menschen die ihren materiellen Standard halten wollen (und das sind wahrscheinlich ziemlich viele) sicher weiterhin arbeiten werden und die anderen durch Grundeinkommen und Arbeit eine reelle Chance haben am Markt und seinen Möglichkeiten endlich teilzuhaben.
    Alle Waren die aus Grenztourismus bezogen werden, sollten bei der Einfuhr MWSt-besteuert werden (analog den Inlandssteuersätzen), ebenso wie Waren, die hier für das Ausland produziert werden, da wir im Inland Mehrwert für das Ausland erschaffen.
    Von Händlern für den Verkauf in der Schweiz eingeführte Waren, dürfen erst beim Verkauf in der Schweiz besteuert werden (ob die Länder die uns die Ware verkaufen eine Steuer für den Verkauf an uns erheben ist ihre Angelegenheit).
    Bei Menschen, die wie Dagobert Duck Geld anhäufen frage ich mich immer, ob es sich nicht um die Überkompensation einer Überlebensangst handelt, dh die Person findet den Punkt nicht, an dem sie sagen kann jetzt habe ich genug Geld für den Rest meines Lebens auf dem Konto. Vielleicht würde hier ein bedingungsloses Grundeinkommen sehr heilsame Wirkungen haben und die heute gesehenen Auswüchse eindämmen?
    Schön wäre es, wenn ganz Europa gleichzeitig oder innert nützlicher Frist auf ein bedingungsloses Grundeinkommen umstellt oder USA in der aktuellen Finanzkrise mutig vorneweg geht. Alle Länder mit einem Minimum an Markt könnten diesen Schritt jetzt gehen und den Umständen im Land entsprechend starten.

  2. Es stimmt, es ist wohl noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, aber ich glaube, das ist möglich. Gerade auch die fundierten Kommentare hier sind es mir wert, Andere auf diese Seite aufmerksam zu machen. Das BGE ist in meinen Augen – neben der Durchsetzung der Kindesrechte – der nächste, große, zivilisatorische Schritt.

  3. Die Leistungsgerechtigkeit ist ein Märchen.
    Hier einige Beispiele als Begründung:

    ( 1. Argument )
    Damit die Leistungsgerechtigkeit überhaupt mit Gerechtigkeit in Verbindung gebracht werden kann, müsste zuerst jeder Mensch eine Arbeit haben, damit er dann seine Leistung zeigen kann. Heute haben sogar die Schildbürger begriffen, dass Vollbeschäftigung eine Utopie ist.

    ( 2. Argument )
    Jede Wirtschaftsleistung besteht aus zwei Teilen:
    ( produzieren und konsumieren )
    Ein Arbeiter kann noch so viel leisten, wenn niemand konsumiert, wird die Leistung sinnlos.

    Mit listigen Scheinargumenten versuchen die Machtmenschen jedoch eine Wirtschaftsleistung ausschliesslich auf den produktiven Teil zu reduzieren. Oekonomisch gesehen ist dies jedoch ein totaler Unsinn.
    Ein Arbeitsloser mit Grundeinkommen kann konsumieren und vollbringt somit ebenfalls eine wertvolle Wirtschaftsleistung.

    ( 3. Argument )
    Heute sind es ebenso die Maschinen, die eine grossartige Leistung vollbringen. Die Gegenleistung erhalten dann die Unternehmer. Die gleichen Unternehmer erzählen uns dann, wie fleissig sie waren.

    ( 4. Argument )
    Die Leistungsgerechtigkeit hat dafür gesorgt, dass die meisten Menschen nur noch dem Geld nachrennen. Anstatt eine Arbeit mit Leidenschaft zu erfüllen sucht man eine Arbeit die gut bezahlt wird. Der Arbeitnehmer wird dann zum Geld-Sammler oder zum Status-Sammler.
    Dazu folgende Frage:
    Chirurg A liebt die Medizin und seinen Beruf. Er würde auch ohne überdurchschnittliches Einkommen diesen Beruf wählen. Es ist seine Berufung.
    Chirurg B geniesst ausschliesslich Einkommen und Status.

    Nun, bei welchem Chirurg möchten Sie sich operieren lassen ?

    Natürlich kann man diese Frage auch bei anderen Tätigkeiten stellen:
    – Bei welchem Friseur möchten Sie ihre Dauerwelle machen ?
    – Bei welchem Bäcker kaufen Sie ihren Zopf ? usw …

    Leistung kann also mit Hilfe der Leistungsgerechtigkeit herangezüchtet werden. Die bessere Leistung entsteht jedoch durch Berufung und Leidenschaft. Das Grundeinkommen stellt die Berufung in den Mittelpunkt. Menschen sind doch keine Zucht-Schweine.

    ( 5. Argument )
    Die Leistungsgerechtigkeit kann auch Arbeitsplätze vernichten.
    Daniel Vasella beispielsweise hatte als CEO einen Monatslohn von 3 Millionen Franken. Ich bin nicht nur überzeugt, dass 300 Arbeitnehmer mit einem Monatslohn von 10’000 Franken mehr leisten können als ein einziger Vasella, sondern es wäre ein absoluter Tatbestand, dass dadurch 299 Arbeitsplätze entstehen würden.
    ( 300 mal 10’000 Fr. = 3 Millionen Fr. )
    Ausserdem könnten auf einmal 300 Konsumenten fleissig konsumieren und somit die Wirtschaft in Bewegung bringen.

  4. Die Frage, was sie tun würden, wenn sie ein BGE hätten, habe ich schon so manchem gestellt, der meinte, es sei Unsinn, weil dann niemand mehr arbeiten würde.
    Alle fanden für sich selbst unglaublich tolle, teilweise sehr bewegende Antworten.
    Die meisten waren sich dabei nicht bewusst, dass ihre Idee eine wertvolle Leistung für die Gesellschaft sein könnte – manchmal sogar wertvoller, als das, was sie aktuell tun.
    Aber während man für sich selbst wüsste, dass man dann nicht für den Rest seines Lebens Cocktails schlürfend an der Riviera liegen würde, fehlt das Vertrauen, dass es die Mitmenschen in überwältigender Mehrheit genauso sehen werden.
    Vertrauen, dass wir alle davon profitieren könnten – nicht nur finanziell, sondern auch spirituell. Dass mehr Geld zu haben für die meisten Menschen bedeutet, endlich so großzügig sein zu können, wie sie es gerne wären, sich aber nicht leisten können.
    Dass wir lernen und entdecken, forschen und Antworten finden wollen, weil es in unserer Natur liegt. Dass wir erfolgreicher sind, wenn wir es mit Leichtigkeit und Leidenschaft tun. Dass es Menschen gibt, die völlig bodenständig ihre bisherige Arbeit weiter machen würden, weil sie sie lieben. Dass viele es gern zu ihrem Beruf machen würden, anderen Menschen zu helfen – aber davon gegenwärtig nicht leben könnten. Die Menschen sind im Allgemeinen weder faul, noch habgierige Monster. Wir sind evolutionär bedingt primär soziale, aber auch ungeheuer anpassungsfähige Geschöpfe – die sich an eine unsozialer werdende Welt anpassen müssen.

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