Grundeinkommen als Lockvogel
Der deutsche Westend Verlag hat kürzlich das Buch «Irrweg Grundeinkommen» herausgebracht. Das Motto des Verlages lautet: Bücher für die Wirklichkeit. Enno Schmidt (Bild: Natalie Szathmary) hat das Buch gelesen:
«Jüngst ist ein Buch erschienen gegen das Grundeinkommen. Ein ganzes Buch. ‘Irrweg Grundeinkommen’ heisst es. Und im Untertitel: ‘Die grosse Umverteilung von unten nach oben muss beendet werden’. Im Buch geht es dann aber nach dem Vorwort nur noch 43 Seiten lang um das Grundeinkommen. Auf den folgenden 150 Seiten wird erklärt, wie es seit den 60er Jahren zu einer zunehmenden Umverteilung von unten nach oben kam, und dass sie ein Irrweg ist. Kurz gesagt geht es den Autoren um den Mindestlohn. Das Wort Grundeinkommen dient nur als Lockvogel. Es wird irreführend dargestellt, um schnell selbst die Bühne betreten zu können mit den eigenen Vorlieben, die schon etwas abgestanden sind.
Die ablehnende Kritik am Grundeinkommen hat ein Schema. Das sieht nicht gut aus. Es besteht aus Reflexen der Realitätsferne. Nicht hinhören, nicht sich berühren können mit etwas, das lebt und sich nicht besitzen lässt, sondern Zurückzucken ins Schneckenhaus eilig aufbrausender Assoziationen. Willkürlich hingeworfene Bananenschalen, auf denen ihr Werfer dann selbst ausrutscht. Und das für die Folgen eines Grundeinkommens erklärt.
Ein Taschenspielertrick, so könnte man meinen. Aber gerade die, welche sich für fachlich berufene Gegner halten, reiten sich auf ihrer eigenen Irrationalität in den heiligen Zorn gegen die Ketzerei des Unverstandes im Grundeinkommen, den sie aber selbst geschaffen haben. Zu ihrem Schema gehört auch, vorauszusetzen, dass die Befürworter eines Grundeinkommens sich die Sache nicht überlegt haben, weil das Thema für sie ja auch viel zu komplex sei. Was für die Gegner gilt, unterstellen sie anderen.
Nichts soll damit gesagt sein gegen die kritische Auseinandersetzung mit der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Die ruft das Grundeinkommen hervor. Um die geht es. Es tauchen Bedenken auf, wenn man die Sache durchdenkt. Wenn man sie durchdenkt, tauchen sie auch wieder ab. Und andere tauchen auf. Es entstehen Herausforderungen an das eigene Leben, an die Selbstführung, auch an die Selbsterkenntnis, die kein abstrakter Vorgang ist. Es wird hart. Es geht ans Eingemachte. Das Grundeinkommen ist ein Fragen, das Fragen öffnet, aus denen mächtig Leben sprudelt. Nicht immer eines, das man sich wünscht. Es kann sogar gefährlich werden. Doch Fraglosigkeit ist Kulturlosigkeit. Und Leblosigkeit. Und Stillstand. Weil Stillstand aber im Leben nicht möglich ist, ist Stillstand ein Rückwärtsgang.»
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In einigen Städten hat sich das Unterschriften Sammeln mittlerweile zu einer festen Institution entwickelt: Zum Beispiel wird in Basel, Bern, Luzern und Zürich immer samstags gesammelt. In Basel geht eine Gruppe derzeit sogar täglich über Mittag sammeln. Alle Sammeldaten im Überblick findet man unter www.bedingungslos.ch/kalender.Daneben gibt es immer mehr Leute, die spontan eine Sammelaktion anreissen. Besonders gut funktioniert hier die Vernetzung über Facebook. Wer immer auf dem Laufenden sein will, tritt der Sammler-Facebookgruppe bei.Noch gibt’s viel zu tun, damit die bis heute gesammelten 56’390 Unterschriften in den nächsten Monaten grosszügigen Zuwachs bekommen. Danke, dass ihr dran bleibt.
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Daniel Straub & Christian Müller