>Mindestlohn ist nicht Grundeinkommen

>In Deutschland fordert die Fraktion DIE LINKE. im Bundestag die Einführung eines Mindestlohnes. Acht Euro die Stunde soll er betragen. Vor allem in den östlichen Bundesländern Deutschlands arbeiten sich viele arm. Denn von vier oder fünf Euro Stundenlohn kann keiner leben. Vor allem Frauen sind von diesen prekären Beschäftigungsverhältnissen betroffen, was sich dann auch auf ihre Renten auswirkt. Und wer in den wirtschaftlich florierenden Gegenden Deutschlands von Sozialgeld oder solchen Hungerlöhnen sein Dasein fristen muss, ist besonders arm dran. Denn dort sind die Lebenshaltungskosten höher. ‘Man muss von seiner Arbeit leben können’, so die eingängige Botschaft der LINKEN.
Das klingt gerecht und nach Hundert Jahre Nichtdenken.

Wir wollen nicht in die parteipolitische Debatte einsteigen und nicht detailliert nachweisen, wie eingekerkert und kurzsichtig diese Forderung nach Hafterleichterung durch Mindestlohn ist. Wir wollen aber dieses Auftreten einer parteipolitischen Forderung, die für ein unscharfes Sehen mit einer Art Grundeinkommen verwechselt werden könnte, ansprechen und akzentuieren, was ein Grundeinkommen ist.

Das bedingungslose Grundeinkommen bewegt aktuell und sofort die eigenen Vorstellungskräfte. Was würden Sie tun, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre? Es spricht Ihr freies Denken an. Es spricht auch Ihre Verantwortung an. Es spricht Ihr Menschenbild an.
Viele Menschen halten gerade das für Utopie, was sie selbst wirklich richtig fänden. Darum denkt man nicht mehr daran. Mit dem Grundeinkommen bewegt sich da etwas. Das bedingungslose Grundeinkommen nimmt den Menschen als Ganzes ernst, nicht nur in seiner Verwertbarkeit.
So etwas steht auch schon in 1000 Büchern, von Unternehmensphilosophen wird es in schöne Leitsätze geformt, von den Kanzeln des modernen Lebens wird es gepredigt und dort liegengelassen. Wir drücken uns um die Anforderungen, die wir gemüthaft selbst aufstellen. Viel ist da nicht mit Leistungsgesellschaft. Das zwanghafte Festhalten an den untergehenden Balken der Vollbeschäftigung und der Selbstlegitimation durch abhängige Erwerbsarbeit ist keine Leistung.

Wir haben Güter genug und auch Geld genug, aber offensichtlich mangelt es an Geist, den Menschen voll zu nehmen und an Mut, die Verhältnisse sachlich zu begreifen. Wir leben in Mythen und Angst.

Das bedingungslose Grundeinkommen ist kein Mindestlohn, denn es wird an alle ohne Leistungsnachweis und ohne Arbeitszwang ausgezahlt. Es klebt nicht fest an einem eingeschränkten Arbeitsverständnis, das Arbeitslose schafft.

Das bedingungslose Grundeinkommen zieht den Schleier des Knappheitsmythos weg.
Es gibt so viel Arbeit, wie es Menschen gibt.
Heute wird unendlich viel Arbeit verhindert. Es wird eine Unmenge an unternehmerischem, innovativem und gemeinnützigem Potential abgeblockt. Es wird viel vorhandener Bedarf nicht befriedigt, weil er sich nicht in kaufkräftiger Nachfrage abbilden kann.

Das bedingungslose Grundeinkommen ist die notwendige Basis einer zukunftsfähigen Leistungsgesellschaft. Sie geht vom Menschen aus. Zum Menschen gehört auch Muße. Schauen Sie sich an, wie schwer Ihnen wirkliche Muße fällt, dann wissen Sie, was für eine Leistung sie ist. Muße ist die Voraussetzung für Kreativität. Wirtschaftlicher Erfolg basiert weniger auf gedungenem Fleiß, als auf Erfindungen, die tausend Hände überflüssig machen. Und auf Erfindungen, die neuen Sinn geben.
Wirtschaft ernährt sich von Kultur. In sich selbst dreht Wirtschaft hohl und schafft Phantome. Gesellschaft ist nicht nur Wirtschaft.

Das bedingungslose Grundeinkommen für jeden ist die Einlösung dessen, was die Generationen vor uns geleistet und uns übergeben haben, und die Ermöglichung dessen, was wir unter den neuen, individuelleren Anforderungen leisten können.
Ein Mindestlohn zieht die Mauern des blind gewordenen Arbeitsbegriffes nur höher. Er verabreicht eine Schmerztablette, statt zu Denken zu geben.

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