Aphorismen zum Grundeinkommen

Philip Kovce
Foto: Stefan Pangritz

 

 

 

Aller Anfang ist schwer – es sei denn, man fängt einfach an.

 

 

Entschiedene Gegner sind angenehmer als unentschiedene Befürworter.

 

 

Freizeit ist eine Form der Freiheit: ihre Pubertät.

 

 

Die Arbeitsgesellschaft kämpft um ihr Überleben, das längst ohne sie gesichert ist.

 

 

Illusionen erkennt man nicht zuletzt an ihrer Realisierung.

 

 

Anachronismen: Ideen, deren Zeit umgekommen ist.

 

 

Zahlen sind unberechenbar.

 

 

Ideen diskreditiert am besten, wer ihnen die Lösung der Probleme abspricht, die gar nicht ihre sind.

 

 

Freiheit ist die Bedingung ihrer Möglichkeit.

 

 

Aus:

Philip Kovce: Der freie Fall des Menschen ist der Einzelfall. Aphorismen.

Futurum Verlag, Basel 2015.

freier-fall

Comments

  1. ich finde es wunderbar, wie sich hier in den kommentaren herz und verstand treffen und noch nicht wirklich zusammenkommen..aber sich sicherlich durch die diskussion annähern. ich komme ( leider) auch von der eher spirituellen seite ( von oben könnte man sagen) , bin dann im business gelandet und mit burnout wieder auf der himmelsseite. beide seiten für sich allein machen nicht wirklich glücklich und sinn. sonhab ich mich auf den weg gemacht, beides zu vereinen. wir sprechen zwar alle deutsch oder schwitzerdütsch und dennoch gebrauchen wir unterschiedliche formulierungen und meinen ähnliches. ohne zu fühlen, was das gegenüber wirklich meint, gibt es immer missverständnisse und jeder versteht durch seine erfahrungsbrille. für menschen, die immer irgendwie geld und materielle sicherheit hatten, sichberarbeitet haben, ist es sicherlich schwer zu verstehen, wie ein mensch , wie z. b. ich, ticke und warum ich mir dieses grundeinkommen sehnlichst wünsche. letztendlich ist jeder lebensweg einzigartig und wir können uns gegenseitig beschenken, indem wir die erfahrungen austauschen und zu einem ganzen bild fügen. dadurch, dass ich den intrinsischen aspekt in meinem leben hab oberhand gewähren lassen, habe ich ausgeblendet, dass es in dieser welt nich mehrheitlich menschen gibt, welche diesen aspekt zurückstecken auf grund von sicherheit und funktionieren ( existenzangst). so darf ich jetzt lernen, dass es momentan noch zum leben gehört, visionen in realistische bahnen zu wandeln und indieser weise heute möglich zu machen. harte landung, finanziell mittellos mache ich mich auf einen neuen weg. dennoch fühle ich mich nicht als opfer der gesellschaft, sondern als experiment, das mir zeigt, wie es noch nicht geht…das mich motiviert, einen weg zu finden, wie es doch gehen könnte, dass wir wieder risiken eingehen, fehler begrüssen, um daraus zu lernen und nicht gleich da landen, wo ich jetzt bin. in meinem ebook ” unicoin-ein weg in die magische gegenwart” geht es mir darum, herz und verstand zu verbinden, denn letztendlich löst alles, was in inserem leben geschieht , gefühle in uns aus, die jns dann in bestimmter weise entscheiden lassen. geld ist ein immernoch sehr emotionales thema und desgalb ein schlüssel zu positiver veränderung. worte werden nie erfassen, was ein bedingungsfreies grundeinkommen bewirken könnte. so ist es wunderbar, dass michael boymeyer und team so mutig handeln und somit nachgefühlte erfahrungen sich sammeln und in diesem weg bestärken. freu mich sehr, dass es immer mehr form annimmt, diese wunderbare möglichkeit. wünsche noch viel erfolg und werde auf facebook unterstützen. leider ist mir mehr momentan nicht möglich. aber vielleicht kann ich durch mein beispiel denen etwas mut machen, die auch in einer finanziellen krise stecken. was würdet uhr machen, wenn ihr jetzt dieses grundeinkommen hättet? die antwort führt euch in eine lösung. ich würde mit meinem buch reisen und das thema unterstützen. ich würde weiterhin personal coach sein für alle, die wenig geld haben und es brauchen. soll erstmal nicht sein. ich kann noch nicht leben und helfen, ohne an geld zu denken…freue mich aber auf diese zeit..sie wird kommen..und dann ist es diecaufgabe der menschen, zu erfahren, wie sie mit der neu gewinnenen freiheit umgehen. wünschecallen noch eine spannende diskussion mit spannenden einsichten. herzlichst corinna jochens la mare

  2. @ Markus Fenner

    Ganz ehrlich: Ich kann nichts “anmaßendes” in Philip Kovce’s Aphorismen finden.
    Wenn ich etwas hier als anmaßend empfinde, dann Ihre Unterstellungen.

  3. Guten Tag

    Die Flucht ins Irrational-Esoterische und in den Gefühlsdusel sind wahrscheinlich, was mich am meisten am Grundeinkommen aufregt. Das absichtliche Ausscheren aus Rationalität und gesundem Menschenverstand, das stolze Sich-Flüchten in den unwissenschaftlichen alternativen Unsinn. “Ich bin irrational und ich bin noch stolz darauf, und alle die, die rational sind, wissen eh nichts!” Was für eine Arroganz, was für eine Anmassung und was für eine Zumutung für den Konversationspartner, der sich jetzt der Gefahr aussetzt eh nur dumm zu sein und nicht denken zu können, was Grundeinkommens-Befürworter denken können. Es ist diese Art von esoterischem Unsinn, der schon Rudolf Steiner verzapfte, und der als “Philosophie” verkauft wird. Tut mit leid, mit Philosophie hat das herzlich wenig zu tun, mit Theologie und Religion schon eher. Philosophische Fragen, wenn sie denn überhaupt existieren, sind mit strikter Logik und Wissenschaft zu untersuchen, nicht mit “Gefühl”, “Introspektive” oder “Kulturimplus”.

    Nein, es ist diese Vermischung, mit dem Übersinnlichen, Unfassbaren, Unvorstellbaren und Un-sinnigem, was viele Grundeinkommensbefürworter antreibt. Man hätte die Wahl gehabt, strikt materialistisch nach Marx ein BGE, zu fordern: das hätte ich zumindest respektieren können. Sich so auf einen New-Age religiösen Standpunkt zu stellen und das BGE aus der Aura der Menschen zu fordern ist nicht einfach naiv und gutgläubig, sondern arrogant, rechthaberisch und selbstgefällig: “Ich will mich nicht von der Stelle bewegen: Gebt mir BGE!”

    Gerade jetzt in einer Krisenzeit sollten wir nicht mit sozialutopischem Gewäsch belästigt werden, sondern es sollte von jedem und jeder mehr Eigenverantwortung, Leistung und Bereitschaft abverlangt werden und kein Recht auf Faulheit mehr gewährt werden. Der ehemalige sozialdemokratische Kanzler Schröder hatte Recht.

    • Der Kapitalismus ist von ähnlich wagen Sprüchen und Behauptungen begleitet. Ich kann mir nicht erklären wieso man so gehässig auf solche Ideen antworten muss. Ich könnte ihnen das BGE auch sachlich erklären, aber Sie lassen sich ja nicht mal überzeugen.

    • lieber herr fenner,

      ich stimme ihnen insofern zu, dass auch mir utopisch-moralische begründungen des bge zuwider sind, nur selbstverständlich aus ganz umgekehrten gründen – m.e. ergibt sich die notwendigkeit eines bge aus einer (harschen) kritik der bestehenden institutionen, denn solange unterstützungsbedürftigkeit nachzuweisen ist und also von aussen bestimmt wird, was überhaupt als unterstützungspflichtig gilt, wird in kauf genommen, dass einem teil des unterstützungsbedürftigen bevölkerungsteils die benötigte unterstützung verweigert wird, weil unterstützungsbedürftigkeit lang nicht immer objektiv nachweisbar ist: der kampf um selbstbestimmung ist auch ein kampf darum, dass betroffene selber bestimmen können, was von ihnen benötigt wird.

      eine gesellschaft, die sich anmasst, zu bestimmen, was rechtmässig bedürfnis ist und was nicht, ist in letzter konsequenz immer brutal und diskreditiert sich damit selbst, zb weil in derlei gesellschaften verantwortung individualisiert wird, indem das risiko den schwächeren, nämlich den individuen statt dem kollektiv, das immer stärker ist, aufgebürdet wird.

      in derlei kontext von eigenverantwortung zu reden und dramatisch verzicht zu fordern ist (einmal davon abgesehen, dass die bestehenden wohlfahrtsstaatlichen institutionen gerade nicht von eigentverantwortlichen, sondern zu erziehenden menschen ausgehen) leider eher bös, da damit ausgeblendet wird, dass güter und chancen in dieser welt sehr ungleich verteilt sind .

      (was common sense und “strikte logik und wissenschaft” angeht, empfehle ich ihnen eventuell eine adorno-relektüre, der derlei rhetorik für den versuch hält, die eigene irrationalität zu verstecken. eine nette theologische begründung, warum ein grundeinkommen besser ist als zb hartz iv und sanktionen, findet sich zb hier).

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