Wie das bedingungslose Grundeinkommen die Universität herausfordert

Wissenschaft als Berufung

Ein Essay von Philip Kovce mit Illustrationen von Arinda Craciun erschienen bei: 360° – Das studentische Journal für Politik und Gesellschaft 2/2015:

Wer vor Jahrzehnten eine Hochschule besuchte, galt noch als Ausnahmeerscheinung. Inzwischen treibt der Akademisierungswahn auch die letzten Unentschiedenen an die Universitäten, die sich zu einem Ort entwickelt haben, an dem man gewesen sein muss, um anerkannt zu sein. Das ließe sich mit einem bedingungslosen Grundeinkommen ändern.

Wie das bedingungslose Grundeinkommen die Universität herausfordert (PDF 5 Seiten)

 

«Das Grundeinkommen führt dazu, dass Erwachsenwerden nicht mehr vor  allem darin besteht, die eigenen Ideale den angeblichen Sachzwängen zu opfern, sondern es lädt dazu ein, diese Ideale in eine Gesellschaft zu tragen, die darauf angewiesen ist, immer wieder Innovation durch gelebten Idealismus zu erfahren.

Mit einem Grundeinkommen kann sich alle Kraft darauf konzentrieren, was eigentlich gewollt ist. Wer ein bedingungsloses Grundeinkommen erhält, ist existenziell abgesichert und deshalb weniger korrumpierbar.»

Philip Kovce

 

 

 

 

Comments

  1. @Thomas Heinrich
    Sie haben genau das geschrieben was ich SVP – Frei bleiben antworten wollte! Dankeschön!!!

    @SVP – frei bleiben
    Das liest sich so, als wenn sie nur in der Lage sind, von sich und Ihrem Verhalten, auf das Verhalten der anderen Menschen zu schließen!!

  2. Bei mir war es nach der Matura so, dass ich unbedingt arbeiten gehen wollte, weil ich endlich Geld verdienen wollte. Studieren kam für mich daher nicht in Frage. 15 Jahre später habe ich dann mit einem berufsbegleitenden FH-Studium angefangen. Der Zeitdruck, den ich dadurch hatte, hat meine Beziehung und mein seelisches Wohlbefinden auf ein Minimum reduziert. Wenn ich heute daran denke, werde ich jetzt noch leicht depressiv. So ist es auch vielen meiner Kollegen ergangen.
    Man kann das BGE übrigens auch so gestalten, dass Berufstätigkeit belohnt wird.
    Außerdem wollen die meisten Menschen arbeiten. Der Zwang dazu ist imho einer der Gründe, wieso sich ein Widerwille dagegen entwickelt. Es führt auch dazu, dass sich viele Eltern nicht ausreichend um ihre Kinder kümmern können. Zeit für die eigene Weiterbildung oder für die Pflege der eigenen physischen und psychischen Gesundheit ist ebenfalls Mangelware.
    Leider sehen besonders leistungsfähige Menschen oft nicht, dass es Gründe dafür gibt, dass andere Menschen diese Leistung nicht erbringen können. Burn-out wird von vielen Menschen als Modeerscheinung betrachtet. Das ist es aber nicht. Wieso werden immer mehr Antidepressiva verschrieben? Der Pharmaindustrie und den Ärzten alleine kann man die Schuld daran nicht unterschieben.
    Leider wird der Erfolg einer Gesellschaft nur mehr in Zahlen gemessen. Das ist vielleicht nicht grundsätzlich schlecht, aber es hängt sehr stark davon ab, welche Zahlen man dafür wählt. Heute sind es ausschließlich Zahlen wie das BIP oder die Börsenkursentwicklung. Das aktuelle Wirtschaftssystem gerät in eine Krise, wenn diese Zahlen nicht regelmäßig wachsen. Das führt dazu, dass unser unsinniges Produktions- und Konsumverhalten immer mehr verstärkt wird. Das führt wiederum zu unglaublicher Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung. Wirklich wichtige gesellschaftliche Entwicklungen werden dadurch verhindert.

  3. Das schreibt jemand (mein Vorredner), dessen Motivation, etwas zu tun, weniger von seinem eigenen Duktus, von eigener Begabung und eigener Phantasie bestimmt ist als vielmehr von einem (Denk-)System, das – von anderen vorgegeben – Leben von Geld abhängig macht. Geld ist nützlich und m.E. auch notwendig. Jedoch ist es ein Wertmaßstab, und es ist sehr abartig wie in unserem System(-Denken) die Menschen versklavt werden und allzu oft nicht ihre Begabungen entfalten können, weil sie wegen Geld-Angst sich anderen Tätigkeiten bzw. dem sog. Markt unterwerfen.

    Kinder machen sich keine Sorgen um den Unterhalt und um morgen. Für sie ist gesorgt. Und siehe da, wie umtriebig und voll Begeisterung sie das tun, was das Ihre ist. Nichts-tun und Langeweile halten sie nicht lange aus. Sie sind neugierig auf alles. Sie sind mit Begeisterung bei dem, was sie tun. Sie haben Zeit, Dinge auszuprobieren, zu spielen und Erfahrungen zu machen. Sie haben noch P h a n t a s i e , die in unseren Wissens-Vermittlungs-Systemen Schule, Uni und Wirtschaft weitgehend verloren geht. Wenn nur noch die Not erfinderisch macht, so scheint mir das nicht die erstrebenswerte Motivation für die Entfaltung
    aller möglichen Begabungen zu sein.

    Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist durchaus ein Instrument, den Menschen wieder Frei- und Spielraum zu geben, sich ihren Anlagen gemäß höher zu entwickeln. Das Geld ist kein verlorenes Geld. Es fließt wie alles Geld, was ausgegeben wird wieder zurück in die Wirtschaft, in die Staatskasse. Die auf dem Geld sitzen, dürfen dann in Ruhe auf ihrem Geld sitzen bleiben. Sie haben dann eben nur keine Sklaven
    mehr, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten sondern allein aus Freude an dem, was ihre wirklich eigene Begabung und ihr Interesse ist. – Wäre das schlimm?

  4. Nach einem Wirtschaftswissenschaftler tönt Herr Kovce eigentlich nicht. Eher schon nach Philosoph oder Theologe oder Literaturwissenschaftler. Auf jeden Fall etwas, was man nicht mehr überprüfen kann, und wo man schreiben kann, was man will und nicht herausgefordert wird, dasjenige auch mit empirischen Experimenten und Beobachtungen zu untermauern.

    Was an den Universtitäten passieren würde mit Grundeinkommen ist, dass jetzt viel mehr Studenten durchhängen werden. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es noch attraktiv sein wird an die Uni zu gehen, da man da auch attraktive Partner des anderen Geschlechts treffen kann, die irgendwie intelligent sind. Jetzt würden aber die Hänger das Bild dominieren, vor allem in Studiengängen wo es keine strikten Regeln gibt, wann man abzuschliessen hat. Beim heutigen System wären das vor allem die Phil I.-Fächer, die historischen und geisteswissenschaftlichen Fächer. Hier würden die Studierendenzahlen noch mehr explodieren, als sie es heute schon tun und viele “fakes” würden sich irgendwie an der Uni halten können. Bei gleichem Leistungsdruck wie heute vielen alle Anreize und Sanktionsmöglichkeiten weg, zumindest einmal auf dem Arbeitsmarkt einsetzbar sein zu müssen. Für viele Studenten, welche aufgrund knapper Geldmittel sich heute mit Studieren beeilen müssen, würden verfaulen und im 124. Semester Philosophie studieren. Das wenige, was Bologna und die Semestergebühr-Reformen bewirkt haben um Studenten zu motivieren, würde rückgängig gemacht werden und die Universitäten müssten Numeri clausi einführen um die Studenten von der Universität fernzuhalten.

    Ich war auch mal Student und musste mich vor allem im ersten Jahr gehörig anstrengen und Leistung liefern. Ich konnte keine Freundin haben und konnte am Wochenende nicht in den Ausgang, da ich lernen musste. Man muss auch etwas opfern, damit man vorwärts kommt. Jetzt den anspruchsfreien Raum auch noch auf die Universität auszuweiten und bedingungslose Geldleistungen zu versprechen würde die Studenten in eine Nullbock-Haltung verfallen lassen. Warum lernen, wenn ich auch nur so tun kann, als ob ich lernte und in der Bibliothek und auf dem Campus abhänge um Frauen zu treffen? Diese Haltung würde extrem zu nehmen, so dass sich die wirklich interessierten Studenten nach ausländischen Universitäten, vor allem in den USA und England umsehen werden.

    • So frei wie Sie hier mutmaßen “was man nicht mehr überprüfen kann, und wo man schreiben kann, was man will und nicht herausgefordert wird” haben Sie also WAS studiert? WiWi um danach die Prozesse der Gesellschaft zu erklären? Oder haben Sie nach den ersten 2 Semestern nur noch “abgehangen um Frauen zu treffen”? Oder haben Sie theoretische Theorie studiert, in der frei alles postuliert und vermutet werden kann. Gerade SO denkt und arbeitet ein Geisteswissenschaftler übrigends NICHT. Ihre ablehnende Sicht – Ihre “empirische” Argumentation – resultiert scheint´s gerade aus der Erfahrung des Abhängig-Seins vom Geld und der zwanghaften Notwendigkeit der Unterwerfung. Diese verkehren Sie rückblickend ins positive da Sie sie angenommen und sich gefügt haben, das “Opfer” als dem Fortschritt unabdingbar. Freiheit als “anspruchsfreier Raum”… mein Beileid!

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