Streitgespräch zwischen Pascal Gentinetta und Daniel Häni


Tragfähiges Konzept oder romantische Utopie?

Das diskutiert das katholische Wochenmagazin Sonntag mit Pacal Gentinetta, Direktor von Economie Suisse und Daniel Häni von der Initiative Grundeinkommen.
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Ein Einkommen für jedermann PDF

 

Ausschnitt:

Angenommen, die Schweiz führt das bedingungslose Grundeinkommen in zwanzig Jahren ein. Welche Signale sendet sie damit ins Ausland?

Häni: Die Schweiz wird damit zum Pionierland.

Gentinetta: Stimmt, die Schweiz würde weltweit bekannt als ein Land, in das man kommen kann und in dem man pro Monat einen Scheck über 2500 Franken ausgestellt bekommt – und das fürs Nichtstun. Damit würde die Schweiz zum Magnet für alle armen Menschen dieser Welt. Die Zuwanderung wurde massiv zunehmen. Die Probleme, die wir uns damit einhandeln wurden, wären riesig. Davor möchte ich eindringlich warnen.

Häni: Zum Magnet wird die Schweiz schon, aber nicht, weil man hier einfach Geld abholen kann, denn dagegen gäbe es Regeln wie heute auch. Sondern, weil hier in der Gesellschaft eine ganz andere Stimmung herrschen würde: Aufbruch, Fortschritt, etwas leisten, das Individuelle und Menschliche zählte mehr …

Gentinetta: Ja, für Fortschritt sind wir auch. Die Schweiz ist zudem keine Insel: Sechzig Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes erwirtschaften wir durch den Export von Gütern. Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen und der höheren Staatsausgabenquote würden auch Exporte massiv verteuert, womit wir unseren Produktionsstandort nochmals massiv schwächen würden. Darum müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht mit einer gut gemeinten Idee letztlich selber schaden.

Häni: Das stimmt nicht. Ein Land mit bedingungslosem Grundeinkommen hat einen beträchtlichen Produktionsstandort-Vorteil. Das Grundeinkommen subventioniert die Arbeit und geht im Export als Mehrwerststeuer nicht mit über die Grenze.

Comments

  1. Herr Häni,

    Geben Sie es auf. Das Grundeinkommen wird nie kommen, nie und niemals, nicht so lange ich lebe und noch einen Hauch von Widerstand in mir habe.

    Ich bin auch für ein “BGE”, allerdings heisst das bei mir abgekürzt “bedingtes Grundeinkommen”, ein an die Arbeit gekoppeltes Grundeinkommen. Jeder der hier arbeitet, soll auch davon leben können.

    Jedoch jetzt zu meinen, die Antwort sei Helikoptergeld an Alle auszuschütten, unabhängig davon, ob sie arbeiten oder nicht, ist verfehlt und schafft falsche Anreize!

    Glauben Sie mir, Herr Häni:
    Das BGE in der “bedinungslosen” Variante geht gar nicht, auch wenn manche Schmarotzer davon vielleicht träumen und es sich wünschen tun: Nichts zu tun und trotzdem ihr Geld zu haben.

    Das Ganze ist und bleibt ein Traum, Herr Häni, auch wenn Sie noch so blöd tun.

  2. Ein Zitat von Herrn Gentinetta:
    ” Die Schweiz würde zum Magnet für alle armen Menschen auf dieser Welt. ”
    Dieses Argument könnte zutreffend sein, doch die Ursachen-Forschung Gentinettas ist falsch. Nicht das bedingungslose Grundeinkommen ist Ursache des Problems, sondern die Tatsache, dass es im Ausland dieses Grundeinkommen eben nicht gibt. Wären die Argumente Gentinettas richtig, dann müsste die Schweiz ständig auf menschenwürdigen Fortschritt verzichten, weil das Ausland nichts gegen die Armut unternehmen will.
    Die Reichen brauchen die Armen, weil sie sonst ihre Profilierungs-Neurose nicht befriedigen können. Genauso braucht der Kluge den Dummen, der Starke braucht den Schwachen, der Schöne braucht den Hässlichen, der Mächtige braucht den Erpressbaren, … usw.
    Mithilfe des bedingungslosen Grundeinkommens könnten wir uns von dieser seelischen Krankheit befreien. Dieses Grundeinkommen ist die genialste Erfindung. Endlich müssen wir uns nicht mehr wie wilde Tiere gegenseitig bekämpfen. Bravo Daniel Häni.

  3. Herr Hänni, als Volkswirtschafter unterstütze ich Ihre Idee, ich war bei der Helvetia bei den Erstunterzeichnern. Aber bitte nehmen Sie diese Moraltante ausdem Komitee raus mit Ihrem Emanzipationsgeschwafel aus den 70erJahren. Sie sollten das Projekt auf das wesentliche fokussieren
    Siehe auch http://www.50plusschweiz.ch
    Als alleinerziehender Vater mit zwei Kindern stehe ich gerne als Fallbeispiel für 2500 Renteneinkommen und sonst nichts zur verfügung rufen Sie mich an 079 610 47 42

  4. Offenbar gehört Herr Gentinetta zu denjenigen Menschen die nur etwas Leisten wenn die Kohle stimmt. Und genau darin liegt einer von vielen positiven Aspekten eines bedingungslosen Grundeinkommens, es würden vermehrt Menschen zu Zuge kommen die etwas bewegen möchten und für Fortschritt sorgen, unabhängig vom persönlichen finanziellen Profit. Momentan ist nur realisierbar was sofort Kohle bringt, mit einem bedingungslosen Grundeinkommen entstünden Möglichkeiten zum Fortschritt die Heute undenkbar sind.

  5. ich denke nicht, dass es herrn gentinetta wirklich um die finanzierbarkeit geht. ich glaube seine grösste angst ist, dass mit einem bge jeder bürger auf einmal mehr macht bekäme – zunächst gegenüber dem arbeitgeber, aber auch in bezug auf ein selbstbestimmtes leben. denn wer zum arbeitgeber nein sagen kann, kann dies auch in anderen bereichen – politik, gesellschaft etc. doch dann ist die “masse” nicht mehr lenkbar, was im endeffekt aber mehr eigenverantwortung und weniger “staat” bedeuten würde. und das ist es doch, was die “liberalen” immer predigen…

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