Das Recht auf Faulheit

 

In der Aargauer Zeitung ist ein zimlich bedenklicher Beitrag zur Lancierung der Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen erschienen:
Es gibt kein Recht auf der faulen Haut zu liegen

Hier nun eine genussvolle bittersüsse Reaktion darauf von Oswald Sigg:
Das Recht auf Faulheit

 

Auschnitt:

Eine schreckliche Vorstellung. Der Kommunismus hatte sie zu bekämpfen versucht. Besonders in der Sowjetunion galt ja bis 1989 das Recht auf Arbeit für alle. Es wurde nötigenfalls mit Zwangsarbeit oder Arbeitslagern umgesetzt. Und jetzt wird bei uns mit dem BGE das Recht auf Faulheit – das «Recht, auf der faulen Haut zu liegen», wie man es in dieser Zeitung lesen konnte – eingeführt. Durch die Hintertür. Denn das steht so weder im Initiativtext noch im Kleingedruckten. Ein politischer Rosstäuschertrick.

Denn im Unterschied zur Arbeit, die als Tugend gilt, ist die Faulheit ein Laster. Eine Droge, die zu Halluzinationen führt oder wenigstens zu anderen Gedanken. Man kann sogar einschlafen dabei. Einfach gar nichts tun, wo es doch so viel zu tun gäbe, ist asozial. Immerhin: Wie beim Biertrinken gilt für die Faulheit, dass ein vernüftiger Genuss sogar gesund ist. Aber zur Faulheit im Übermass kommt es zwangsläufig infolge arbeitsfreien Grundeinkommens. Insofern ist das Adjektiv «bedingungslos» grundfalsch.

Die Faulheit ist ansteckend und birgt somit die Gefahr, zur übertragbaren Krankheit zu werden. Die Fäulnis kann sich von den BGE-anfälligen Schichten – in erster Linie Jugendliche, vermutlich aber auch Frauen und Kinder – als Epidemie auf die ganze Gesellschaft ausbreiten.

Wir vergessen wieder, dass es mitten unter uns einen wachsenden Bevölkerungsteil gibt, der seit langem BGE-angesteckt ist. Es sind die AHV-Empfänger, vorwiegend ältere Frauen und Männer. Kaum erhalten sie die Rente, gehen sie nicht mehr arbeiten, sondern bleiben einfach zu Hause. Dort liegen sie die meiste Zeit faul herum und schauen fern. Spätestens vor der Sendung «10 vor 10» schlafen sie ein. So geht das ein paar Jahre oder auch länger. Aber mir ist kein einziger Fall bekannt, der die AHV überlebt hätte.

Dennoch darf die Initiative für ein Bedingungsloses Grundeinkommen getrost unterschrieben werden. Ein Nein auf dem Stimmzettel ist dann später immer noch möglich. Vorausgesetzt, man verpasst nicht die Abstimmung – vor lauter Faulheit.

Comments

  1. Es gibt kein Recht auf Faulheit, das gibt es (leider) nicht. Es wäre schön im Paradies, oder im Schlaraffenland, oder im More’schen Utopia zu leben.
    Leider, leider leben wir hienieden auf der Erde, wo alles knapp ist, und es kein Recht auf Faulheit gibt. Wer ein Recht auf Faulheit einfordert, dem muss gesagt werden: “Nein, das geht nicht!” Denn wir müssen arbeiten, um unseren Lebensunterhalt zu finanzieren!
    Danke!

Leave a comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.