«Das Faulheitsargument sticht nicht»

Interview mit Daniel Häni in der Basler Zeitung:

«Das Faulheitsargument sticht nicht»

 

 

Ausschnitt:

Wer bezahlt die 2500 Franken, die der Arbeitgeber nicht mehr zahlen müsste?

Nehmen wir an, Sie haben ein Er­­werbseinkommen von 7500 Franken: Dann würde sich dieser Betrag nur anders zusammensetzen: 2500 Grundeinkommen vom Staat und 5000 Erwerbseinkommen. Das Gesamteinkommen bleibt gleich. Das Grundeinkommen erhalten alle aus der Grundeinkommenskasse, die von allen nach dem Kriterium der Leistung oder des Verbrauchs gefüllt werden muss. Es ist im Prinzip ein Nullsummenspiel.

Das hört sich theoretisch an. Würde das tatsächlich so umgesetzt?

Wie die Kasse gefüllt wird, haben wir im Initiativtext absichtlich nicht vorausgenommen. Wir stimmen am 5. Juni über den Grundsatz ab, ob wir eine bedingungslose Existenzsicherung wollen. Es wäre irreführend, die ganze Finanzmechanik schon im Voraus zu bestimmen.

Wir können doch nicht über etwas abstimmen, ohne genau zu wissen, wie wir die Initiative umsetzen wollen.

Doch. Das ist demokratisch gesehen sogar wichtig. Wenn wir alles schon im Detail ausgearbeitet hätten, würde der Grundsatz verwischt. Es geht aber um eine Verfassungs-Initiative.

So kennt der Wähler die Folgen seines Abstimmungsentscheids gar nicht.

Die Abstimmenden sollen eine Richtungsentscheidung treffen, aber nicht anhand von persönlichen Vor- und Nachteilen.

Die unklare Finanzierung ist allerdings das Hauptargument der Initiativgegner.

Ja, aber nur so lange sie sich nicht auf die Kernfrage einlassen. Diese wurde kürzlich von einer CVP-Nationalrätin im Schweizer Radio mit kernigen Worten besprochen. Sie argumentierte damit, dass der Mensch einen äusseren Druck braucht, um überhaupt etwas zu leisten. Insbesondere den Jungen traut sie nicht zu, dass sie etwas lernen würden, wenn sie nicht zwingend müssen. Da sind wir bei der Kernfrage: Sind die Menschen faul, oder denken wir nur, dass sie faul sind? Wir haben deshalb eine repräsentative Umfrage gemacht, bei der herauskam, dass nur zwei Prozent der Befragten bestimmt nicht mehr arbeiten würden. Das Finanzierungsargument lenkt also nur ab und das Faulheitsargument sticht nicht.

Sie versprechen im Buch eine Verschlankung des Sozialstaats. Wie?

Bedingungen müssen sie kontrollieren – die Bedingungslosigkeit muss nur gewährt werden. Dafür braucht es den Staat lediglich als Treuhänder und nicht als Inspektor. Das Grundeinkommen würde viel Aufwand erübrigen: AHV, Stipendien, Kindergeld, Prämienverbilligungen; all dies wird es nicht mehr brauchen.

Sie sprechen viel von Automatisierung in der Arbeitswelt. Naht das Ende des Fleisses und des Schweisses?

Ja, ich glaube, dass das Ende der ­protestantischen Arbeitsethik nahe ist. Es braucht nicht mehr Menschen, die nur ausführen und fleissig sind. Es braucht in Zukunft mehr innovative und unabhängige Geister. Fleiss wird obsolet, denn alles was man berechnen kann, wird von Robotern übernommen werden. Darum müssen wir jetzt umdenken. Die Volks­initiative schaut deshalb über den Tellerrand hinaus und will im breiten Dialog demokratisch die Zukunft gestalten.

Sie sprechen in Ihrem Buch oft von sinnlosen Tätigkeiten. Welche meinen Sie?

Ich meine damit, dass wir gut beraten sind, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Verantwortungsfähigkeit der Menschen zum Zug kommen kann, dass wir anstatt den Profit den Sinn unserer Arbeit in den Vordergrund stellen. Das führt zu qualitativ besseren Ergebnissen.

Ist nicht der Profit der Ansporn, welcher zu neuen Innovationen führt?

Wir sollten besser den Sinn maximieren. Man glaubt zwar, dass Menschen durch Geldanreize Leistungen erbringen. Aber wissenschaftliche Studien belegen, dass der Geldanreiz die Motivation sogar eher kaputt macht. Wir sollten auf die intrinsische Motivation setzen.

Das ganze Interview lesen

Comments

  1. Ich habe bereits bei anderer Gelegenheit einen Kommentar abgegeben. Es wird mit Angst und Zusammenbruch argumentiert. Blödsinn. Schon jetzt ist 90% des Geldes virtuell. Denn auf Ihrem Konto steht nur eine Zahl, aber kein reales Bargeld. Und wenn Sie etwas kaufen wollen, was nicht lebenswichtig ist, reichen alle angegebenen Zahlen nicht. Mann/Frau muss trotzdem arbeiten gehen. Und ich weisse gerne nochmals daraufhin; in der Initiative werden weder ein Betrag noch deren Finanzierung noch eine Definition der Empfänger festgelegt. Wenn wir aber die Initiative annehmen, haben wir wenigstens einen Pflock eingeschlagen. Denn erfahrungsgemäss werden solche Initiativen Jahrzehntelang verschleppt (AVH, Frauenstimmrecht, Gleicher Lohn etc). Wenn aber die Bürgerlichen endlich das Gewinnbringende des Anliegens erkennen würden, könnte es vielleicht doch schneller gehen.

  2. Motivation kann mitnichten nur intrinsisch sein. Millionen von Menschen schleppen sich wochentäglich zur Arbeit, die sie lustlos runterreißen, immer auf dem Weg zum Wochenende. Geld ist hier die Motivation. Die meisten empfinden es als Schmerzensgeld und haben keine Ahnung, wie wundervoll selbstbestimmtes Arbeiten und Leben mit und von den eigenen Talenten ist.

  3. Guten Tag

    Ja, ich muss zuerst etwas über die Potenzialstudie von Straub und Müller sagen:
    Der Angriff nach vorn scheint in der Theorie eine gute Strategie zu sein. Anstatt die 200 Milliarden Franken Kosten zu erklären, postuliert man Mehreinnahmen von 50 Milliarden Franken. Wie gesagt, in der Theorie ist das eine gute Taktik um von den Schwächen der Initiative abzulenken. Allerdings funktioniert diese Taktik nur, wenn die Zahlen und Rechnungen auch nur halbwegs realistisch sind, was sie im Papier von Müller und Straub nicht sind. Es werden absudre Rechnungen aufgestellt. Mein Vorredner Hansueli Schöchli in der NZZ verreist schon die meisten Argumente und “entzaubert” den faulen Zauber. Ich würde sogar noch weiter gehen und den Initiaten absichtliches Blendwerk unterstellen: Man sieht es an den Quellenangaben im Papier: Quellen werden beliebig uminterpretiert, so dass sie die eigene Position untermauern. Dies stellt eine Verletzung des ersten Gebotes der Wissenschaft dar, Quellen nämlich möglichst wörtlich wiederzugeben und nicht andere Autoren für die eigene Sache einzuspannen. So muss unter anderem ein OECD-Bericht daran glauben, von den Initiaten “hermeneutisch uminterpretiert” zu werden. Auch ein Artikel von Conny Wunsch von der Universität Basel wird herangezogen um die eigenen Fakten zu untermauern. Haben Sie mit Prof. Wunsch gesprochen? Wissen Sie, dass sie keine Vertreterin vom bedinungslosen Grundeinkommen ist, sondern eine rationale Wissenschaftlerin?
    Dabei sind dies die einzigen Papiere aus der Ökonomenzunft, alle anderen Papiere, wie das von Theo Wehner sind Wischi-waschi Nichts sagende arbiträre soziologische oder pseudo-psychologische Quellen.

    Jetzt zu Herrn Häni.
    Häni spitzt sich immer und immer wieder auf sein schwächstes Argument zu: Die Faulheit der Menschen. Dabei ist es Häni egal, dass es um eine wirklichkeitsorientierte, das heisst empirisch-messbare These geht. Er bestreitet immer und immer wieder, dass die Menschen weniger arbeiten werden, wenn sie mehr Geld geschenkt bekommen, bzw. weniger arbeiten werden, wenn ihre Löhne sinken. Man muss dabei nicht weit schauen in der mikroökonmischen Literatur für empirische Studien zu finden, die genau dies belegen: Je weniger Lohn jemand für seine Arbeit mit nach Hause nimmt, desto weniger wird derjenige dafür arbeiten wollen, wenn er oder sie die Arbeitszeit anpassen kann. Lässt sich die Arbeitszeit nicht anpassen, passiert es bei zu tiefen Löhnen, dass Sabotage der Maschinen und des Produktionsablaufes vorkommen. Man will sich dann am Arbeitgeber rächen. Je tiefer die Löhne sind, desto lari-fari nimmt man dann auch die Arbeit: Der Arbeitgeber soll ja nicht zu viel Einsatz bekommen für seinen tiefen Lohn.

    Herr Häni lebt entweder im Taka-Tuka Land, oder lügt mit Absicht. Ich gebe ihm den “benefit of the doubt” und nenne ihn deshalb einen abgefahrenen Spinner, statt einen Lügner.

    • @Markus Fenner

      Mit Deiner niederträchtigen Behauptung, die Menschen seien alle faul und würden nichts mehr arbeiten wollen wenn sie ein BGE erhalten würden, entlarvst Du Dich immer wieder selber als den menschenverachtenden Booboo der Du wirklich bist! Schäm Dich Fenner!
      Da kannst Du wohl von Professor Götz Werner lernen wie echte Menschen mit ihren Mitmenschen umgehen!
      Wer nicht arbeiten will, ist krank…sagt Götz Werner, da hat er recht, aber noch besser könnte man sagen: Wer nicht leben will, ist tot, denn die Tatsache, dass ein Mensch lebt heisst, dass er arbeitet!
      In dieser heutigen rasenden Zeit der totalen Fremdversorgung muss das BGE die basische staatliche Stütze werden. Diese staatliche Sütze (Luft unter den Flügeln) wird es jedem Menschen ermöglichen, erst einmal zu leben und dann folgt die freie Tätigkeit, die Freude zu leben!

    • Markus Fenner, Sie tun mir einfach nur leid. Aus jedem ihrer Sätze spricht Angst, Unzufriedenheit und Missgunst. Ich wünsche Ihnen ein Lichtlein vom Himmel das Ihnen Glück bringt und das as Sie brauchen um ein zufriedener Mensch zu werden.

    • Herr Fenner: “Je weniger Lohn jemand für seine Arbeit mit nach Hause nimmt, desto weniger wird derjenige dafür arbeiten wollen, wenn er oder sie die Arbeitszeit anpassen kann. Lässt sich die Arbeitszeit nicht anpassen, passiert es bei zu tiefen Löhnen, dass Sabotage der Maschinen und des Produktionsablaufes vorkommen. Man will sich dann am Arbeitgeber rächen. Je tiefer die Löhne sind, desto lari-fari nimmt man dann auch die Arbeit: Der Arbeitgeber soll ja nicht zu viel Einsatz bekommen für seinen tiefen Lohn.” Zu diesem Teil gebe ich Ihnen Recht. Das Silicon Valey sagt aber, ein BGE würde auch funktionieren, wenn 9’% der Menschen den ganzen Tag Gras rauchen würden. . Es ist also müssig darüber zu diskutieren ob die Leute in herkömmlichen Sinne noch arbeiten würden oder eben nicht. Sie würden sich vielmehr gesellschaftlich nützlichen Dingen zuwenden, denke ich mal und würden eben auch gesellschaftlich nicht wertgeschätzte und jetzt noch schlecht entlöhnte Arbeiten machen, die eben für die Gesellschaft unentbehrlich sind. Aus Überzeugung!

  4. Fleiss wird NICHT obsolet. Um irgend etwas zu machen, Bild malen, Gedicht schreiben, Topflappen häkeln braucht es nicht nur eine schöne Idee sondern einen Haufen Fleiss – oder was machen Sie die ganze Zeit in Sachen Grundeinkommen? a la Morgenstern: 90% vom Genie ist Fleiss

    • Vielleicht stellt er sich vor, dass man zum Fleiss nur gezwungen werden könne. Es ist ihm noch nicht aufgefallen, dass es sehr wohl eine “intrinsische Motivation” von Fleiss gibt (um den coolen Ausdruck für “inwendig” zu benutzen, der überflüssig ist, weil Motivation nur “instrinsisch” sein kann, aber die sprachliche Deutlichkeit ist ein anderes Problem). Es gibt gar keinen anderen. Niemand nennt den am Schöpfkreisel festgebundenen Esel fleissig!

Leave a comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.